Deutsche Rentenversicherung – Deutschlands größte Freelancer Jäger

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat uns IT-Freelancer als neue Lieblingszielgruppe entdeckt. Regelmäßig schickt die DRV ihre Prüfer auf Safari und wer nicht schnell genug hinter dem Busch der Zeitarbeit verschwunden ist, wird blitzschnell vom Solo-Freelancer zum Mitarbeiter umdeklariert. Die Aussicht auf jährlich hunderte Millionen Euro weckt angesichts leerer Rentenkassen Begehrlichkeiten.

Russisch Roulette mal anders

Das Statusfeststellungsverfahren der DRV soll ja eigentlich Klarheit schaffen. In der Praxis fühlt es sich eher wie eine Runde Russisch Roulette mit sechs Kugeln an. Offiziell neutral, aber im Zweifel ist man leider Arbeitnehmer. Ist halt so. Was der Gesetzgeber nicht definiert, füllt die DRV mit spielerisch kreativen Inhalten. Wir machen uns die Welt, Widdewidde wie sie uns gefällt…

Man muss tun, was der Kunde sagt – willkommen im Club der Festangestellten. Wie meine Kinder diese Aussage wohl interpretieren würden? Wenn man die Firmen-Kaffeemaschine besser kennt als die eigene, wird’s kritisch – Tränken hatten schon immer ein hohes Risikopotential. Apropos, wenn das größte Risiko darin besteht, ob die Firmenkantine heute Pasta oder Pommes serviert, ist der Fall ohnehin klar. Mahlzeit!

Immer mehr Kunden umgehen das Risiko mit Arbeitnehmerüberlassung (ANÜ). Das heißt, man bleibt Freelancer mit allen Nachteilen, bekommt aber weniger Geld und null Planungssicherheit. Quasi Freelancing als Premium-Abo: gleicher Stress, weniger Geld, und monatlich kündbar. Das ist genauso sinnvoll, wie Disney+ mit Werbung.

Arbeitnehmerähnlich

Schafft man es irgendwie an der Scheinselbständigkeit vorbei, steht am Ende der Straße schon die nächste Falle: Die Rentenversicherungspflicht für Solo-Selbständige. Man arbeitet langfristig für einen Großkunden? Herzlichen Glückwunsch, man ist “arbeitnehmerähnlich“. Die DRV wartet gemütlich ein paar Jahre ab, bevor sie anklopft – mit einem Zahlungsbescheid, der einem locker die Urlaubskasse der nächsten 10 Jahre wegsprengt, oder gleich die gesamte Existenz. Ist aber egal, man ist schutzbedürftig und bekommt irgendwann €80,- mehr Rente im Monat. Bis zum Rentenalter lebt man dann eben auf der Straße. Ist halt so.

Mit KI wird zur Jagd geblasen

Als wäre die Situation nicht schon skurril genug, setzt die DRV auch auf KI-Systeme, um die gut getarnte Beute besser aufspüren zu können. Der Spürhund hört auf den niedlichen Namen KIRA (Künstliche Intelligenz für risikoorientierte Arbeitgeberprüfungen) und ist auf Anhieb fast so sympathisch wie Kollege/Kollegin ELSTER.

KIRA auf der Jagd

Programmiert ist KIRA vermutlich von genau jenen Freelancern, die es irgendwann an der nächsten Tränke per Blattschuss erwischen wird. Aber im öffentlichen Dienst nimmt man das alles ohnehin nicht so genau. Die Anforderungen der Auftraggeber aus diesem Bereich lesen sich wie ein Buchtitel: “Ihr Weg in die Scheinselbständigkeit und Rentenversicherungspflicht – Mit Erfolgsgarantie!

Zeit zum Handeln

Laut dem Bundesverband der Freien Berufe (BFB) gab es zum 1. Januar 2024 etwa 1,5 Millionen Selbstständige in freien Berufen. Davon waren im Jahr 2023 rund 295.000 Freiberufler in technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen tätig, zu denen auch die IT zählt. Da wirken die knapp 13.000 Unterzeichner der Petition Freelancing legalisieren, Scheinselbständigkeit reformieren nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zeit, dass sich etwas verändert – bis dahin bin ich aber sicher schon in Rente.

Viele Grüße,


Comments

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *